Erfolgreiche HRVD Prüfung in der fränkischen Schweiz

Am Wochenende um den 10. August war es wieder soweit: Eine Gruppe von fünf angehenden Höhlenrettern trat zur offiziellen HRVD Prüfung an.

Am Freitagabend fanden sich die Prüflinge und Prüfer in der Jugendherberge in Pottenstein ein. Nach der längeren Anfahrt aus Dresden ging es am Abend direkt mit der Theorieprüfung los.
Es galt zu zeigen, dass man die Organisationstrukturen der Höhlenrettung in Deutschland, des HRVD und auch die eigenen lokalen Strukturen in Sachsen kennt. Auch das Thema Einsatzorganisation und Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften musste beherrscht werden.

Bei einem gemütlichen Abendessen und einer Besichtigung der lokalen Bergwacht-Wache wurden die Prüfungsthemen für den nächsten Tag ausgelost: 2 medizinische und 3 technische Stationen gilt es zu bestehen.

Am Samstag morgen trafen sich Prüfer und Prüflinge dann an der Brunnstein-Höhle. Nach kurzen Material packen ging es auch sofort in die medizinischen Aufgaben. In Zweier-Gruppen musste die schnelle Versorgung von unterkühlten Patienten in einer Höhle demonstriert werden. Dabei war nicht nur der schnelle Wärmeerhalt wichtig, sondern auch die korrekte Lagerung, Betreuung und der Aufbau eines Wärmezelts. Direkt anschließend folgte eine Prüfungsstation, bei der die korrekte Immobilisation und schonende Umlagerung eines Patienten nach einem Sturz zu absolvieren war.

Nachdem die medizinischen Aufgaben von allen Teams erfolgreich gelöst wurden, folgten die technischen Stationen. Es galt in der Höhle ein Kommunikationssystem einzurichten und den korrekten Umgang sowie eine angemessene „Funk-Disziplin“ zu demonstrieren.

Währenddessen wurde eine Seilstrecke eingerichet und die Prüfung der Einseiltechnik vorbereitet. Hier demonstrierten alle Teilnehmer, dass sie sich auch in vertikalen Höhlen sicher bewegen können.

Mit dem Ablassen einer Person an der letzten Station schlossen schließlich alle fünf Teilnehmer nach einem langen Tag erfolgreich ihre Prüfung ab.

Die Höhlenrettung Sachsen freut sich nun fünf weitere, nach den Standards des HRVD geprüfte, Höhlenretter in ihren Reihen zu wissen.

Herzlichen Glückwunsch!

Breitscheid

Vertreter der deutschen Höhlenrettungsgruppen trafen sich Mitte März 2024 in Breitscheid für die jährliche Besprechung.

Jeder berichtete über Aktivitäten und Einsätze des vergangenen Jahres. Es wurden die Standards überarbeitet und eine Checkliste für gemeinsame Übungen und Einsätze begonnen. Die Ausgestaltung wird auf einem Workshop im Herbst erfolgen.

Zu Gast war ein Kamerad der Feuerwehr Ennepetal, der die Aktivitäten und Ausstattung der SEG in Bezug zur Rettung aus Höhlen vorstellte.

Wir danken ganz herzlich der ausrichtenden Höhlenrettungsgruppe der Feuerwehr Breitscheid für die Organisation, Bereitstellung der Räumlichkeiten und die hervorragende Verköstigung!

Alarm für die Höhlenrettung

Erste nationale Höhlenrettungsübung nach der Corona-Zwangspause

Es ist Freitag, der 08.09.2023 als sich im Laufe des frühen Morgens die Alarmmelder bei den deutschen Höhlenrettungs-Gruppen melden oder die Alarm-App zu einer 3-tägigen Einsatzübung ruft.

Es geht nach Ruhpolding, dort befindet sich das Feldlager der Einsatzkräfte. Diese kommen zum Teil nach mehr als 7-stündiger Fahrt im Quartier am Labenbachhof an. Nach Registratur, gemeinsamem Abendessen, Kennenlernen, Einweisung in die Übungslage und Einteilung der Kräfte muss natürlich das eine oder andere Wiedersehensbier getrunken werden; schließlich trifft man sich alle zwei Jahre zur deutschlandweiten Rettungsübung. Dieses Mal sind ca. 100 Höhlenretter aus 7 Bundesländern und aus Österreich zusammengekommen.

Am Samstag geht es nach einem Katzenfrühstück um 6:50 in den Bereitstellungsraum auf dem Parkplatz der Predigtstuhlbahn nahe des Müllernbergs am Saalachsee. Dort erfolgt die Ausgabe des Einsatzbefehles. Die verschiedenen Einsatzgruppen (jeweils aus Höhlenretter*innen der verschiedenen Einheiten zusammengesetzt) werden zum Einsatz abgerufen und mit Fahrzeugen der Bergwacht zur Einsatzstelle gebracht.

In 3 Höhlen (Adventhöhle, Pfingsthöhle und Teufelshöhle an der Ostseite des Müllernberges) sind Höhlengeher vermisst bzw. verletzt und benötigen Hilfe, so die angenommene Übungslage. Die Vortrupps müssen als erstes einen Aufstieg von ca. 150 Höhenmetern in einem trockenen Bachbett bewältigen, bevor sie in die Höhlen vordringen können, um die Verletzten zu finden und Erste Hilfe zu leisten und die notärztliche Versorgung durchzuführen.

Die nachfolgenden Kommunikationstrupps müssen Heultelefon-Verbindungen aufbauen und auch das Textsystem CaveLink kommt zum Einsatz. Die Einbau-Trupps haben die Aufgabe, die technischen Einbauten (Seileinbau, Verankerungsbau, Flaschenzüge etc.) herzustellen, während die Verunfallten von Ärzten und Sanitätern der Höhlenrettung versorgt und deren Transportfähigkeit hergestellt wird.

Nach erfolgreicher Rettung aus den Höhlen genesen die Patienten schlagartig und freuen sich auf die Nachbereitung des Einsatzes, das gemeinsame Grillen und das eine oder andere gemeinsame Getränk.

Dank der professionellen Vorbereitung durch Höhlenretter der Bergwacht war die Übung ein voller Erfolg. Die Bergwacht bildete die Klammer um die eingesetzten Höhlenrettungseinheiten. Ihr oblag neben der Steuerung der gesamten Logistik auch die Leitung des Übungseinsatzes, was dank modernster EDV-Technik gut funktionierte.

Alles in allem eine äußerst gelungene Übung. Die Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg funktionierte problemlos. Der fachliche Austausch war intensiv, auch der Spaß an der Sache kam nicht zu kurz. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die deutsche Höhlenrettung gut aufgestellt ist.

Unser Dank gilt insbesondere den Organisatoren (Guido Fick, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Freilassing und Hubert Mayer, Leiter der Höhlenrettungswache bergwacht Freilassing) sowie allen Mitwirkenden und den Unterstützenden ohne die diese Übung nicht durchführbar gewesen wäre.

Autor: Stephan Kaspercyk (HR Hessen/Rheinlandpfalz e.V.), Nils Bräunig (HRVD)

Internationales Training Speleo Secours Francais „Chef d’Equipe”

16.07.2022- 23.07.2022

Bericht: Max Oswald, Lisa Hoffmann, Höhlenrettung Sachsen

Auf Einladung der französischen Höhlenrettung “Speleo Secours Francais” (SSF) trafen sich Mitte Juli in La Féclaz im Departement Savoie 17 Höhlenretter aus ganz Europa zu einem gemeinsamen Training. Der Kurs „Chef d’Equipe“ richtet sich an Höhlenretter, die in der Funktion des Teamleiters eingesetzt werden sollen und wird im zweijährigen Rhythmus von SSF als internationale Version angeboten. Neben vier Instruktoren aus Frankreich, der Ukraine und Chile kamen die Teilnehmer des diesjährigen Kurses aus Tschechien, Bulgarien, der Schweiz, der Ukraine und Deutschland.

Messung der Kräfte beim Spannen von Seilbahnen. Bild: Efrosina Hristova

Wir treffen uns in La Féclaz, einem kleinen Wintersportort oberhalb des Lac de Bourget und beziehen unser Quartier. Zunächst wird eine Inventur des Materials durchgeführt, welches in zwölf großen Metallkisten sortiert war. Wir zählten unter anderem 580 Karabiner und 360 Plaketten. Am Einführungstag widmeten wir uns der Materialkunde und dem Verankerungsbau. Als Übungsstelle wurde der Eingangsbereich der Porche Eaux Mortes genutzt, was bei den hochsommerlichen Temperaturen eine sehr gute Idee darstellte. Zur Überraschung aller Teilnehmer wurde die ausschließliche Verwendung von Spits in der SSF erläutert. Schwerlastanker finden keine Anwendung, da diese durch fehlenden Formschluss zum Fels anfällig für Schwingbelastung sind, was zum Lösen der Spreizverbindung führen kann. Ein Zugversuch an einem, in gerissenem, daher schlechtem Fels gesetzten Spit sollte die Festigkeit demonstrieren. Obwohl die Schraube nur zur Hälfte eingeschraubt wurde, trat erst bei 11 kN ein Bruch auf. Dabei brach nicht der Fels, sondern das Innengewinde des Spits. Die Tests der SSF haben gezeigt, dass Spits in ihrer Zugfestigkeit stark streuen. Zwischen 2 kN und 12 kN ist alles möglich. Fixpunkte werden daher immer mit drei Spits und einer Ausgleichsverankerung aus 10 mm Halbstatikseil gebaut.

Jedem Departement der SSF steht ein Materialpool zur Verfügung. Zusätzlich gibt es zwei nationale Übungspools, auf die auch bei größeren Einsätzen zurückgegriffen werden kann. Die Materialpools enthalten standardisiert alle denselben Inhalt, so auch der von uns verwendete Übungspool. Neben den 360 gebogenen-, gewinkelten- und Ringlaschen, beinhaltet der Pool auch rund 10 Einbausets mit Spits, Spitsetzer und Hammer, sowie 3 Bohrmaschinen. Zum Bau von Ausgleichsverankerungen stehen eine große Anzahl an 10 mm Seilstücken (Typ A), 8 mm Seilstücken (Typ L), 5,5 mm Dyneemaschnüren und offenen Mischgewebe-Bandschlingen zur Verfügung. Für die hauptlasttragenden Rettungssysteme werden die 10 mm Seilstücken verwendet. Dyneemamaterial und Bandschlingen gelten als Verbrauchsmaterial und werden nur redundant oder als Verankerung für Seilumlenkungen mit sehr geringem Umlenkwinkel (< 15°) verwendet. Die offenen Schlingen erlauben eine bedeutend größere Flexibilität als fest vernähtes Material. Es ist allerdings eine gewisse Sorgfalt beim Knüpfen der Knoten (Achter- oder Sackstich in Tropfenform) erforderlich, was bei der SSF nach klar vorgegebenen Regeln zu erfolgen hat.

Für die meisten Anwendungen werden D-Karabiner mit Schraubverschluss genutzt. Nur die Verbindung zwischen Trage und Zugseil wird ausschließlich mit 3-Wege-Verschluss-Klettersteigkarabinern hergestellt. Hintergrund ist die hohe Kantenbiegefestigkeit dieser. Die vorhandenen Ovalkarabiner werden verwendet, wenn ein HMS-Knoten benutzt wird, z. B. um die Trage abzulassen oder ablassbare Umlenkungen und Tragseile von Seilbahnen aufzubauen. Im Materialpool befinden sich außerdem verschiedene Rollen, Steigklemmen, Abseilgeräte und Petzl Protraxions, die zum Bau von Flaschenzügen und Rücklaufsperren verwendet werden. Zur Gewichtsersparnis werden nur für den Tragentransport und Aufbau der Rettungssysteme 10 mm Seile (Typ A) verwendet. Für die Fortbewegung der Retter mit Einseiltechnik kommen 9 mm Seile (Typ B) zum Einsatz. Um Verwechslungen auszuschließen wird das Zugseil der Trage immer mit einem Achterknoten in Tropfenform und einem Spierenstich im Seilende zur Markierung versehen.

Nutzung der Gegengewichtsmethode um einen Patienten entlang von vier Stationen zu transportieren. Bild: Катерина Медведева.

Als Rettungstrage wird von der SSF die Petzl Nest genutzt. Das aktuelle Modell der Trage verfügt über ein paar kleine Neuerungen, wie zusätzliche kurze Schlaufen, die sich gut zum Anheben der Trage auf eine Seilbahn eignen und über neue Verschlussschnallen der Begurtung.

An zwei weiteren Tagen wurden verschiedene Standard-Seiltechniken der SSF im Eingangsbereich der Porche Eaux Mortes geübt. Besonderer Fokus lag auf der Anwendung der Gegengewichtsmethode zum Tragentransport da diese am häufigsten zur Anwendung kommt und auch für schräge Transportstrecken gut geeignet ist. Besonders die Übergabe der Trage von einem Gegengewichtsystem auf das nächste wurde intensiv geübt. Auf einen redundanten Rettungsaufbau und ein separates Sicherungssystem wird in der Regel verzichtet. Weitere Methoden umfassten den Aufbau ablassbarer Seilumlenkungen, den effizienten Aufbau von Flaschenzügen, das Spannen von Seilbahnen und den zügigen Transport einer Trage entlang einer oder mehrerer Seilbahnen. Durch die Nutzung von zwei Kraftmessdosen wurde gleichzeitig gezeigt, welche Kräfte in den Systemen wirken. Je nach verwendeter Rücklaufsperre, HMS+Wasserklang, Simple+Basic oder Stop, wurden bis zu 2 kN, in Spitzen bis 5 kN auf das gespannte Tragseil aufgebracht. Ein halber Tag wurde auch der behelfsmäßigen Rettung gewidmet, wobei verschiedene Varianten der Kameradenhilfe beim Aufstieg nach oben und der Rettung nach unten und aus Traversen geübt wurden.

Übergabe der Trage von einer Seilbahn zur nächsten. Bild: Efrosina Hristova

Oberste Prämisse war es, material- und personalsparsame Aufbauten zu nutzen. Im Fall des Transports einer Trage von einer Seilbahn auf die nächste heißt das, die Trage soll nicht einfach durch viel Muskelkraft „umgehoben“ werden. Die Lösung dafür ist denkbar einfach. Nach der Ankunft der Trage am Ende der ersten Seilbahn, wird das noch nicht gespannte Tragseil der zweiten Seilbahn mittels Roll-Clip Karabinern in die Trage eingehängt. Nun wird die erste Seilbahn langsam entspannt und die zweite Seilbahn langsam gespannt. Einziger Haken: Damit sich die Karabiner nicht verdrehen muss vorher gut über die Einbaurichtung nachgedacht werden.

Personal-Zeit Diagramm bei Übung im Trou de Garde.
Bild: Jindřich Dvořáček
Einsatzdiagramm bei Übung im Trou de Garde.
Bild: Jindřich Dvořáček
Gouffre Malitou, Kontrollstation der Gegengewichtsmethode.
Bild: Катерина Медведева.

Nach den täglichen, praktischen Übungseinheiten ging es am Abend vor dem Abendessen noch weiter mit Theoriethemen und der Vorbereitung des nächsten Tages. Es gab zum Beispiel interessante Informationen über die Kommunikationssysteme, die wir auch praktisch testen konnten. Die SSF nutzt zur Kommunikation klassische VHF Funkgeräte, Zweidraht-Wechselsprechgeräte und das „Erdfunk“ System Nicola II/ Pimprenelle. Eindrucksvoll ist, dass alle Systeme voll miteinander gekoppelt werden können und ohne „menschliches Relais“ auskommen. Das Material zur Patientenversorgung wurde gezeigt und die Organisationsstrukturen der SSF wurden uns vorgestellt. Es wurden außerdem die Aufgaben des Teamleiters und der Retter herausgearbeitet.

Anlegen des Immobilisationssets. Bild: Efrosina Hristova

In den nächsten Tagen wurden Übungen in den Höhlen Gouffre Malitou, Grotte de Prérouge und Trou de Garde durchgeführt. In einem Briefing am Morgen wurde jeweils das Einsatzszenario und die Höhle vorgestellt. Die Strecke vom Patient bis zur Oberfläche wurde in Abschnitte geteilt und ein Teamleiter für jeden Abschnitt bestimmt. Dieser hatte die Aufgabe sein Team zusammenzustellen, einen Plan zur Überwindung der vermuteten Hindernisse im Abschnitt zu entwickeln und das dafür benötigte Material zu packen. Die Teamleiter sprachen sich untereinander ab, sodass die Übergabe des Patienten von einem Abschnitt zum nächsten reibungslos funktionieren sollte. Natürlich gab es dabei Sprachbarrieren und unterschiedliche Vorstellungen. Übliche Probleme die in realen Einsätzen auch immer wieder auftreten. Die Kommunikation in der Höhle wurde mit einer Kombination aus drahtgebundenen Wechselsprechanlagen und drahtloser Kommunikation (TPS) mit dem System Nicola II/ Pimprenelle hergestellt. In der Grotte de Prérouge lag der Fokus auf dem Tragentransport in einer Horizontalhöhle, auf der Patientenbetreuung und dem Aufbau eines Wärmezeltes.

Aufbau verschiedener Wärmezelte in der Grotte de Prérouge.
Bild: Efrosina Hristova
Aufbau verschiedener Wärmezelte in der Grotte de Prérouge.
Bild: Natalia Morata

Die Abschlussübung im Trou du Garde erforderte die zuvor geübten Techniken koordiniert umzusetzen um die Patientin über mehrere Schächte und enge Mäander nach draußen zu befördern. Besonders der Personal- und Materialeinsatz musste gut überlegt sein. Nach insgesamt rund acht anstrengenden Stunden Transportzeit konnten sich die Patientin und ebenso die Retter über Tageslicht freuen.

Patiententransport im Gouffre Malitou. Bild: SSF
Einsatzplanung der Übung im Trou du Garde.
Bild: Jindřich Dvořáček
Patiententransport im Mäander des Trou du Garde.
Bild: SSF

Die intensive Woche endete mit einem fröhlichen Abschlussabend bei mitgebrachten landestypischen Spezialitäten. Es wurden Kontaktdaten ausgetauscht und Einladungen ausgesprochen. Wir waren überrascht zu erfahren, dass wir die ersten Teilnehmer aus Deutschland waren.

Glückliche Patientin nach Überwindung des letzten Schachts.
Bild: SSF
Glückliche Patientin nach Überwindung des letzten Schachts.
Bild: Катерина Медведева

 Aus unserer Sicht ist das Training sehr empfehlenswert für alle, die gerne internationale Kontakte knüpfen, die Methoden der französischen Höhlenrettung kennenlernen und etwas neuen Input mit nach Hause nehmen möchten. Wir bedanken uns bei Valerie und Rémy, die uns alle in der Woche mit Frühstück, Lunchpaketen, Apero und Abendessen versorgt haben. Ganz besonderer Dank gilt natürlich den Kursleitern und französischen Höhlenrettern, Bernard, Natalia, Katya, Sylvain, Laurant, Didier, Leticia und Dorotea, die den Kurs so toll mit Leben gefüllt haben. Wir bedanken uns außerdem bei der Landesleitung der Bergwacht Sachsen und dem DRK Landesverband Sachsen der unsere Teilnahme nicht nur gut fand, sondern auch finanziell unterstützt hat, sowie Nils Bräunig für die freundliche Empfehlung.

Abschlussbild mit den Teilnehmern und Instruktoren des Kurs „Chef d’equipe“. Bild: Катерина Медведева

Einsatz in der Mühlbachquellhöhle

Am Samstag, den 6. Februar 2021, wurden die Einsatzkräfte der Höhlenrettung Frankenjura zu einem Notfall in der Mühlbachquellhöhle gerufen.

In der über 9km langen wasserführenden Horizontalhöhle waren mehrere Forscherteams unterwegs. Auf dem Rückweg kam es bei einem Viererteam zu einem folgenschweren Problem. Ein 57jähriger, sehr erfahrener Höhlenforscher war plötzlich leblos. Während zwei Kollegen die Versorgung circa 700m vom Eingang entfernt übernahmen, alarmierte der andere die Rettungskräfte.

Einsatzleitung am Weg zur Höhle

Neben Kräften des Rettungsdienstes, der Feuerwehr, der Wasserwacht, des THW und der Polizei, war die Bergwacht Bayern mit über 70 Einsatzkräften vor Ort. Die Einsatzleitung Bergwacht und die Rettung im Außenbereich oblag den Kollegen aus der Region Bayerwald.

Zwei erfahrene Höhlenretter bildeten die Abschnittsleitung Höhle mit Unterstützung des LKLD Fahrzeugs der Region Frankenjura.  Im Inneren der Höhle wurde die medizinische Versorgung, Kommunikation und Teile der technischen Rettung ebenfalls durch die Höhlenrettung Frankenjura abgedeckt. Zur Unterstützung waren Höhlenretter aus München und Samerberg in der Höhle tätig. Die Kollegen aus Murnau und Weilheim sicherten als Rückfallebene unsere Einsatzkräfte ab. Ebenfalls in der Höhle waren zur Unterstützung Kräfte der FF Hersbruck und der Wasserwacht.

Die ersten Kräfte der Höhlenrettung Frankenjura waren bereits 45 Minuten nach dem Alarm vor Ort. Ein Arzt und Höhlenretter konnte umgehend mit umfangreichem medizinischen Material und einer schlagkräftigen Mannschaft in die Höhle einfahren und den Patienten von den Ersthelfern übernehmen.

In der Zwischenzeit wurde außen ein Rettungskonzept geplant und Stück für Stück umgesetzt. Trupps zur Kommunikation, seilgestützten Rettung im Bereich eines unterirdischen Wasserfalls und Ablösung für die Erstmannschaft stiegen in die Höhle ein.

Die auf Anfahrt befindliche schwimmfähige Höhlenrettungstrage musste nicht eingesetzt werden, da die Höhlenretter ein in der Höhle befindliches Schlauchboot kurzerhand zur Trage umfunktionierten.

Leider waren jedoch alle Bemühungen vergebens und der behandelnde Höhlenarzt musste auf dem Transport den Tod feststellen. So wurde der Leichnam die letzten 150m nach draußen transportiert.

Die beteiligten Forscher und alle Einsatzkräfte wurden jederzeit durch das KID Berg und ein großes PSNV Team betreut.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen eingesetzten Kräften und insbesondere für die sehr harmonische und effektive Zusammenarbeit mit der örtlichen Einsatzleitung und den Kameraden aus der Bergwacht Region Bayerwald.

Workshop Einsatzführung

Eigentlich könnte man meinen, da sitzt eine lustige Runde beim neuesten Brettspiel zusammen. Es wird gewürfelt, mit Spielfiguren gezogen und hin und wieder aus einem Stapel eine Ereigniskarte genommen. Und vor allem wird diskutiert und die Stimmung schwankt von Freude bis Frust. Manch einer fühlt sich mit seiner Spielfigur in einer Endlosschleife, es geht nichts voran und das Ziel scheint kaum erreichbar.

Die Retter auf dem Spielfeld

Das Ziel? Das Ziel ist ein Spielfeld, auf dem eine Spielfigur einen verunfallten Höhlenbegeher darstellt, der nur durch hinderliche Engstellen, Schächte oder wassergefüllte Siphons erreicht werden kann. Also weiter würfeln! Und dann, als es endlich wieder vorangeht, wird auch noch ein Retter durch Steinschlag verletzt. Zum Glück nicht allzu schwer, aber das heißt: wieder raus, auf dem Spielbrett bedeutet dies natürlich wieder alles auf Anfang. Und natürlich nicht alleine, sondern mit einem Begleiter.

Was bringt der nächste Zug? Was die nächste Ereigniskarte?

Ist das Ziel, das Erreichen des Patienten, seine Versorgung und Bergung, überhaupt zu schaffen? Aber dann kommt doch noch die erlösende Meldung, dass das medizinische Team den Patienten inzwischen versorgt hat und für den Transport vorbereitet.

Eine lustige Spielerunde? Weit gefehlt: vom Spielzimmer führt ein Draht nach draußen und das Spielbrett stellt verwinkelte Höhlengänge mit Eng- und Gefahrenstellen sowie Schächten dar. In kurzen Abständen werden Telefongespräche zur aktuellen Lage „aus der Höhle“ geführt oder Funksprüche vom Höhleneingang abgesetzt.

Vollbeschäftigte Einsatzleitung

Zwölf aktive oder angehende Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter der deutschen Höhlenrettungen aus Bayern, Sachsen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen übten die Führung eines Höhlenrettungseinsatzes mit einem Planspiel in der fränkischen Schweiz. Das Ausbildungswochenende wurde vom Höhlenrettungsverbund Deutschland (HRVD) organisiert und durchgeführt. Der HRVD ist eine Arbeitsgruppe des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher.

Organisationsübergreifende Zusammenarbeit

Ortswechsel nach draußen: diese Informationsflut aus Statusmeldungen, guten und schlechten Nachrichten sowie Material- und Personalanforderungen schlägt im Minutentakt im Einsatzleitfahrzeug auf, das die Malteser Höhlenrettung aus Baden-Württemberg mitgebracht hat. Dort versucht der Einsatzleiter mit einem oder zwei Assistenten, die Informationen einzuordnen und daraus die richtigen Schlüsse für eine erfolgreiche Einsatzführung zu ziehen. Retter und Abschnittsleiter müssen eingeteilt werden und immer wieder muss neu überlegt werden, wie das notwendige medizinische und technische Material an den richtigen Ort kommt. „Wichtig ist uns beim Üben, dass die Einsatzleitung erst mal klein ist. Denn das ist beim Beginn eines Einsatzes durchaus realistisch. Und natürlich spielen wir auch einen Schichtwechsel durch, denn das erschwert die Sache zusätzlich“, erklärt Uwe Drewianka. Zusammen mit Nils Bräunig macht er die Planspielleitung und beide beobachten die Übenden genau.

Auswertung eines Durchgangs

Zwischen den Rettungsszenarien fanden Übungsbesprechungen statt, in denen die beiden punktgenau die Stärken und Schwächen der Teams aufzeigten. „Die besondere Herausforderung für euch als Einsatzleiter in der Höhlenrettung ist“, so Bräunig zu den Übungsteilnehmern, „dass ein Großteil der Informationen nicht brandaktuell ist, sondern oft mit erheblicher Zeitverzögerung ankommt. Und trotzdem muss in der Einsatzleitung immer aktuell und zielführend geplant und entschieden werden.“

Lagekartenführung

Bevor die Höhlenretter mit dem Planspiel ihr Training begannen, stellten die einzelnen Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter ihre doch sehr unterschiedlichen Alarmierungsstrukturen und die Führungsmöglichkeiten vor. Ebenso wurde unter diesem Aspekt ein Blick auf aktuelle Einsätze geworfen, die 2019 in Thüringen und Baden-Württemberg zu bewältigen waren.

Abschließend waren sich alle einig, dass diese Form der Übung die Komplexität einer Rettung und insbesondere die Aufgaben in der Einsatzführung sehr gut darstellen und intensives Üben ermöglichen.

Volle Anspannung in der Einsatzleitung

Prüfung zum Höhlenretter bestanden

Bei der diesjährigen Prüfung zum „Höhlenretter nach HRVD“ der Höhlenrettung Hessen /Rheinland-Pfalz in Nomborn haben alle vier Teilnehmer bestanden: Christine Weis, Jörg Zeilfelder, Marco Link und Martin Kuhmann. Prüfer waren Stephan Grün von der Höhlenrettung Hessen/Rheinland-Pfalz, Thorsten Wolf und Thomas Durst (hosp.), beide von der Höhlenrettungsgruppe der Feuerwehr Breitscheid/Ww.

Die ausgelosten Aufgaben waren im technischen Bereich Telefon, Verankerungsbau und Sicherungssysteme. Als medizinische Aufgaben wurden Erstdiagnose und Hypothermie gezogen. Die obligatorischen Organisationsstrukturen rundeten die Prüfung ab.

Stephan Grün, Thorsten Wolf, Martin Kuhmann, Christine Weis, Marco Link, Thomas Durst und Jörg Zeilfelder (v.l.n.r)

Höhlenretter üben im Bielatal

Nationale Rettungsübung des HRVD 2018 im Bielatal Foto (c)by Julius Zimmermann

Im Bielatal in der Sächsischen Schweiz übten die Höhlenrettungsgruppen Deutschlands an diesem Wochenende für den Ernstfall: Eine junge Höhlenforscherin war bis in die hinteren Teile der Wohlrabhöhle geklettert, konnte dann aber den Aufstieg aus eigener Kraft nicht bewältigen. Bei ihren Versuchen, den 25 cm schmalen Kamin hinaufzuklettern verletzte sie sich an der Hand und musste schließlich entkräftet aufgeben. Außerdem wurde ein junger Mann vermisst, der am Vortag eine Höhlentour durchs Bielatal unternommen hatte, aber bis zum nächsten Morgen nicht wieder in seiner Pension aufgetaucht war.

Zu Hilfe kamen insgesamt 32 Höhlenretter aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen. Zunächst galt es die Vermissten zu finden. Bei den über 30 Höhlen im Bielatal war das keine leichte Aufgabe. Schließlich sind die meisten Höhleneingänge nur kleine Spalten im Fels.

Nationale Rettungsübung des HRVD 2018 im Bielatal Foto (c)by Julius Zimmermann

Zur Koordinierung des Großeinsatzes wurde eine mobile Einsatzleitung eingerichtet und die Höhlenretter in Suchtrupps organisiert.
Bereits nach kurzer Zeit wurden die Höhlenforscherin und ihr Begleiter in der Wohlrabhöhle entdeckt. Auch der zweite Vermisste wurde wenig später in der Tiefen Höhle gefunden. Er hatte sich bei einem Absturz in den „Buchraum“ schwer verletzt. Die Enge der Höhle und die Schwere der Verletzungen erforderten den Einsatz von Spezialtragen. An den besonders verwinkelten Engstellen kam das KED Rettungskorsett zum Einsatz. Der Patient musste in den Schächten mit Hilfe von Flaschenzügen in senkrechter Lage heraufgezogen werden. Als Verankerung dienten dabei die, extra für den Einsatz im Sandstein modifizierten, Schwerlast-Spreizanker der Höhlenrettung Sachsen. Nach insgesamt 5 Stunden konnte der Patient die Höhle verlassen.

Auch die Rettung aus der Wohlrabhöhle erforderte den vollen Einsatz der Retter. Die Herausforderung:

Nationale Rettungsübung des HRVD 2018 im Bielatal Foto (c)by Julius Zimmermann

Nur besonders schlanke Höhlenretter konnten die Patientin erreichen. Der Einsatz von Trage, Gurten und Sicherungsmaterial ist in den tiefen Teilen der Höhle aufgrund der Enge nicht möglich. Mit großem körperlichem Einsatz halfen die Retter der Höhlenforscherin durch den engen Kamin nach oben. Trotz verletzter Hand konnte sie bei ihrer Rettung noch aktiv mithelfen und zumindest die Gehstrecken selbstständig zu Fuß zurücklegen. Dennoch war an den zahlreichen leichten Kletterstellen noch einmal der Einsatz von Seil und Flaschenzug nötig. Während die Patientin noch in der Höhle medizinisch versorgt wurde, bauten die Höhlenretter am Einstiegsschacht bereits ein Zugsystem auf. Mit der Gegengewicht-Methode wurde die Patientin schließlich im 30m-Schacht nach oben gezogen und konnte die Höhle 8 Stunden nach der Alarmierung der Rettungskräfte verlassen.

Weil das gemeinsame Üben der Retter aus ganz Deutschland und der daraus resultierende Erfahrungsaustauschsehr wichtig und wertvoll sind, haben sich die Höhlenrettungsgruppen im Höhlenrettungsverbund Deutschland (HRVD) zusammengeschlossen. Nationale Großübungen wie diese finden im Rhythmus von zwei Jahren an jeweils unterschiedlichen Übungsorten statt. Höhlenrettungseinsätze erfordern häufig großen materiellen und personellen Aufwand, weshalb die einzelnen Gruppen im Fall einer überregionalen Alarmierung gut zusammenarbeiten müssen.

Die Höhlenrettung Sachsen konnte die Übung in „ihrem“ Einsatzgebiet als Erfolg verbuchen. Die Zusammenarbeit zwischen den Gruppen funktionierte reibungslos. Etwas mehr „Man-Power“ hätte man sich an der einen oder anderen Stelle gewünscht. Letztendlich war eine Erkenntnis der Übung, dass auch die sächsischen „Kleinhöhlen“ den erfahrenen Höhlenretter an körperliche Grenzen bringen können. Geschafft aber glücklich konnten alle Retter und „Patienten“ am Abend die Höhlen verlassen und den Tag beim gemeinsamen Grillen ausklingen lassen.

Ein großes Dankeschön geht an die Höhlenrettung Sachsen als Organisatoren der Übung, an alle Helfer und Mimen, den Landesverband der Bergwacht Sachsen für logistische und finanzielle Unterstützung, an den HRVD und den SBB, sowie an den DRK-Kreisverband Sebnitz und Lichtenauer Mineralquellen für finanzielle und materielle Unterstützung.

 

Nationale Rettungsübung des HRVD 2018 im Bielatal Foto (c)by Julius Zimmermann