Breitscheid

Vertreter der deutschen Höhlenrettungsgruppen trafen sich Mitte März 2024 in Breitscheid für die jährliche Besprechung.

Jeder berichtete über Aktivitäten und Einsätze des vergangenen Jahres. Es wurden die Standards überarbeitet und eine Checkliste für gemeinsame Übungen und Einsätze begonnen. Die Ausgestaltung wird auf einem Workshop im Herbst erfolgen.

Zu Gast war ein Kamerad der Feuerwehr Ennepetal, der die Aktivitäten und Ausstattung der SEG in Bezug zur Rettung aus Höhlen vorstellte.

Wir danken ganz herzlich der ausrichtenden Höhlenrettungsgruppe der Feuerwehr Breitscheid für die Organisation, Bereitstellung der Räumlichkeiten und die hervorragende Verköstigung!

Alarm für die Höhlenrettung

Erste nationale Höhlenrettungsübung nach der Corona-Zwangspause

Es ist Freitag, der 08.09.2023 als sich im Laufe des frühen Morgens die Alarmmelder bei den deutschen Höhlenrettungs-Gruppen melden oder die Alarm-App zu einer 3-tägigen Einsatzübung ruft.

Es geht nach Ruhpolding, dort befindet sich das Feldlager der Einsatzkräfte. Diese kommen zum Teil nach mehr als 7-stündiger Fahrt im Quartier am Labenbachhof an. Nach Registratur, gemeinsamem Abendessen, Kennenlernen, Einweisung in die Übungslage und Einteilung der Kräfte muss natürlich das eine oder andere Wiedersehensbier getrunken werden; schließlich trifft man sich alle zwei Jahre zur deutschlandweiten Rettungsübung. Dieses Mal sind ca. 100 Höhlenretter aus 7 Bundesländern und aus Österreich zusammengekommen.

Am Samstag geht es nach einem Katzenfrühstück um 6:50 in den Bereitstellungsraum auf dem Parkplatz der Predigtstuhlbahn nahe des Müllernbergs am Saalachsee. Dort erfolgt die Ausgabe des Einsatzbefehles. Die verschiedenen Einsatzgruppen (jeweils aus Höhlenretter*innen der verschiedenen Einheiten zusammengesetzt) werden zum Einsatz abgerufen und mit Fahrzeugen der Bergwacht zur Einsatzstelle gebracht.

In 3 Höhlen (Adventhöhle, Pfingsthöhle und Teufelshöhle an der Ostseite des Müllernberges) sind Höhlengeher vermisst bzw. verletzt und benötigen Hilfe, so die angenommene Übungslage. Die Vortrupps müssen als erstes einen Aufstieg von ca. 150 Höhenmetern in einem trockenen Bachbett bewältigen, bevor sie in die Höhlen vordringen können, um die Verletzten zu finden und Erste Hilfe zu leisten und die notärztliche Versorgung durchzuführen.

Die nachfolgenden Kommunikationstrupps müssen Heultelefon-Verbindungen aufbauen und auch das Textsystem CaveLink kommt zum Einsatz. Die Einbau-Trupps haben die Aufgabe, die technischen Einbauten (Seileinbau, Verankerungsbau, Flaschenzüge etc.) herzustellen, während die Verunfallten von Ärzten und Sanitätern der Höhlenrettung versorgt und deren Transportfähigkeit hergestellt wird.

Nach erfolgreicher Rettung aus den Höhlen genesen die Patienten schlagartig und freuen sich auf die Nachbereitung des Einsatzes, das gemeinsame Grillen und das eine oder andere gemeinsame Getränk.

Dank der professionellen Vorbereitung durch Höhlenretter der Bergwacht war die Übung ein voller Erfolg. Die Bergwacht bildete die Klammer um die eingesetzten Höhlenrettungseinheiten. Ihr oblag neben der Steuerung der gesamten Logistik auch die Leitung des Übungseinsatzes, was dank modernster EDV-Technik gut funktionierte.

Alles in allem eine äußerst gelungene Übung. Die Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg funktionierte problemlos. Der fachliche Austausch war intensiv, auch der Spaß an der Sache kam nicht zu kurz. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die deutsche Höhlenrettung gut aufgestellt ist.

Unser Dank gilt insbesondere den Organisatoren (Guido Fick, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Freilassing und Hubert Mayer, Leiter der Höhlenrettungswache bergwacht Freilassing) sowie allen Mitwirkenden und den Unterstützenden ohne die diese Übung nicht durchführbar gewesen wäre.

Autor: Stephan Kaspercyk (HR Hessen/Rheinlandpfalz e.V.), Nils Bräunig (HRVD)

Einsatz in der Mühlbachquellhöhle

Am Samstag, den 6. Februar 2021, wurden die Einsatzkräfte der Höhlenrettung Frankenjura zu einem Notfall in der Mühlbachquellhöhle gerufen.

In der über 9km langen wasserführenden Horizontalhöhle waren mehrere Forscherteams unterwegs. Auf dem Rückweg kam es bei einem Viererteam zu einem folgenschweren Problem. Ein 57jähriger, sehr erfahrener Höhlenforscher war plötzlich leblos. Während zwei Kollegen die Versorgung circa 700m vom Eingang entfernt übernahmen, alarmierte der andere die Rettungskräfte.

Einsatzleitung am Weg zur Höhle

Neben Kräften des Rettungsdienstes, der Feuerwehr, der Wasserwacht, des THW und der Polizei, war die Bergwacht Bayern mit über 70 Einsatzkräften vor Ort. Die Einsatzleitung Bergwacht und die Rettung im Außenbereich oblag den Kollegen aus der Region Bayerwald.

Zwei erfahrene Höhlenretter bildeten die Abschnittsleitung Höhle mit Unterstützung des LKLD Fahrzeugs der Region Frankenjura.  Im Inneren der Höhle wurde die medizinische Versorgung, Kommunikation und Teile der technischen Rettung ebenfalls durch die Höhlenrettung Frankenjura abgedeckt. Zur Unterstützung waren Höhlenretter aus München und Samerberg in der Höhle tätig. Die Kollegen aus Murnau und Weilheim sicherten als Rückfallebene unsere Einsatzkräfte ab. Ebenfalls in der Höhle waren zur Unterstützung Kräfte der FF Hersbruck und der Wasserwacht.

Die ersten Kräfte der Höhlenrettung Frankenjura waren bereits 45 Minuten nach dem Alarm vor Ort. Ein Arzt und Höhlenretter konnte umgehend mit umfangreichem medizinischen Material und einer schlagkräftigen Mannschaft in die Höhle einfahren und den Patienten von den Ersthelfern übernehmen.

In der Zwischenzeit wurde außen ein Rettungskonzept geplant und Stück für Stück umgesetzt. Trupps zur Kommunikation, seilgestützten Rettung im Bereich eines unterirdischen Wasserfalls und Ablösung für die Erstmannschaft stiegen in die Höhle ein.

Die auf Anfahrt befindliche schwimmfähige Höhlenrettungstrage musste nicht eingesetzt werden, da die Höhlenretter ein in der Höhle befindliches Schlauchboot kurzerhand zur Trage umfunktionierten.

Leider waren jedoch alle Bemühungen vergebens und der behandelnde Höhlenarzt musste auf dem Transport den Tod feststellen. So wurde der Leichnam die letzten 150m nach draußen transportiert.

Die beteiligten Forscher und alle Einsatzkräfte wurden jederzeit durch das KID Berg und ein großes PSNV Team betreut.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen eingesetzten Kräften und insbesondere für die sehr harmonische und effektive Zusammenarbeit mit der örtlichen Einsatzleitung und den Kameraden aus der Bergwacht Region Bayerwald.

Erfolgreicher Abschluss

Drei Höhlenretter der Höhlenrettung Nordrhein-Westfalen aus Hemer und ein Kollege der Höhlenrettung Thüringen aus Nordhausen legten diesen Sonntag (10. Juni 2018) erfolgreich Ihre Prüfung zum Höhlenretter nach HRVD ab. In zwei Kursteilen hatten Sie zuvor Ihre Basisausbildung zum Höhlenretter bei Funis erhalten.

Prüfer Zagler – Prüflinge Hoy, Wirth, Brendt, Wegen – Prüfer Grün vorne: Prüfungsleitung Bräunig

Ohne eine einzigen Patzer konnten alle Prüflinge durch ihre Leistung überzeugen. Aus Hessen und Südbayern waren Prüfer angereist, da beide Gruppen noch nicht über eigene Prüfer verfügen.

Wir freuen uns über weitere vier geprüfte Höhlenretter in Deutschland!

Rettungseinsatz Gustav-Jakobs-Höhle (Grabenstetten, Baden-Württemberg)

Am 26.09.17 gegen 15:30 alarmierte die Rettungsleitstelle Esslingen die Höhlenrettung Baden-Württemberg e.V. wegen einem festsitzenden Jugendlichen in der Gustav-Jakobs Höhle bei Grabenstetten.
Eine Schulklasse war von Lehrern durch die Höhle geführt worden, vor dem engen Ausgang blieb ein korpulenter Schüler stecken.
Die ersten beiden am Unfallort eintreffenden Höhlenretter konnten den im Schluf festklemmenden Jugendlichen zusammen mit Mitgliedern der Bergwacht befreien. Als weitere Verstärkung der Höhlenrettung eintraf, wurde der Gerettete in der Trage bereits von der Bergwacht den Steilhang heraufgezogen. Die auf der Anfahrt befindlichen Kräfte konnten kurz nach 17 Uhr die Anfahrt stoppen.
Auf der Abschlussbesprechung wurde die gute Zusammenarbeit von Bergwacht, Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und Höhlenrettung sehr gelobt!Vielen Dank an die Helfer, die in der Höhle im Einsatz, an der Oberfläche, auf der Anfahrt oder Zuhause in Bereitschaft/am Telefon waren!
Dank auch an die Feuerwehr Reutlingen für den Transport des Rettungsmaterials.Matthias Leyk, Einsatzleiter

Jahrestreffen des HRVD

Vergangenen Samstag waren wieder einmal Vertreter der deutschen Höhlenrettungsgruppen aus ganz Deutschland nach Oberfranken gereist. Der Rettungsreferent führte durch eine volle Angenda.

Zu Anfang berichteten die Anwesenden gegenseitig über Ereignisse und Entwicklungen des vergangenen Jahres. Dabei gab es erfreulicherweise nur von einem Einsatz zur Menschenrettung aus einer deutschen Höhle zu berichten. Ausbildungen, Rettungsübungen und viel Hintergrundarbeit hielten die Teams einsatzklar.

Fachlicher Austausch

Neu im Kreis konnten wir die Fachgruppe Höhlenrettung der Freiwilligen Feuerwehr Breitscheid (Lahn-Dill-Kreis, Hessen) begrüßen.

Die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene in ECRA und bei der FSE wurde ausführlich besprochen, wie auch Themen rund um Alarmierung, Ausbildung und Weiterentwicklung der medizinischen Standards für die Höhlenrettung.

Erfreulicherweise konnte die Entwicklung eines neuen Standards für die Telefonie bei Höhlenrettungseinsätzen nach zwei Jahren abgeschlossen werden. In Bälde steht allen mitarbeitenden Organisationen dann einen entsprechende Dokumentation zur Verfügung.

Björn Wegen, Uwe Drewianka und Nils Bräunig stehen auch weiterhin auf einstimmigen Wunsch der HRVD-Gruppe als Sprecherkreis für Anfragen und die interne Organisation des HRVD zur Verfügung.

In 2017 wird es mehrere Prüfungen zum Höhlenretter nach HRVD geben.

Die nationale Rettungsübung 2018 wird voraussichtlich in Sachsen stattfinden.

Neues Anschlussystem für die Höhlentelefone

Nationale Untertagerettungsübung

Am Sonnabend den 18. Juni 2016 fand die nationale HRVD Übung in Sankt Andreasberg in der Grube Wennsglückt statt.
Bergwacht- und Höhlenrettungsorganisationen aus ganz Deutschland übten in der Grube Roter Bär in Sankt Andreasberg.
An der Übung beteiligt waren insgesamt 50 Höhlen- und Untertageretter (URST, HRZ, HRH, HRX, HRS, HRBW, HRG), sowie Mittarbeiter des Lehrbergwerk Grube Roter Bär, die die Übung mit Fach- und Ortskundigem Personal unterstützen. Begleitet wurde die Übung in der Einsatzleitung durch den Kreisbrandmeister des Landkreises Goslar. Der Kreisbrandmeister Uwe Fricke ist Mitglied ArGe für Karstkunde Harz e. V. (HRZ) und war somit in Personalunion als Höhlenetter und in offizieller Funktion als KBM vor Ort.
Als Übungsszenario wurde ein Unfall in der Grube angenommen. Zwei Arbeiter wurden dabei als vermisst gemeldet. Der Unfall sollte sich übungsgemäß um 08:30 Uhr in einem nicht näher bezeichneten Grubenbereich befinden. Zwei in Frage kommende Arbeitsplätze mussten daher parallel abgesuchtwerden. Der eigentliche Übungsverletzte befand sich in gut 100m Teufe in einem Baustellenbereich am Schachtkopf des Absinken 5 und konnte nur durch 4 Schächte erreicht werden.
uvg_seigerriss_kpl
Um 9:00 Uhr wurde die Einsatzleitung durch den Betriebsführer der Grube über den Unfall Informiert. Anschließend wurden die Einsatzkräfte Gruppenweise aus dem Bereitstellungsraum, an der Unterkunft in einer Sporthalle abgerufen und auf den Zechenplatz der Grube verlegt.
Im Gebäude vor dem Grubeneingang wurde die Einsatzleitung eingerichtet. Während zwei Suchtrupps gegen 10 Uhr in die Grube einfuhren, wurde von weiteren Trupps eine Kommunikation mittels Heulruftelefonen und eine DSL-Verbindung über Feldkabel nach Untertage aufgebaut..
Der Suchtrupp 1, der von der Einsatzleitung Richtung Tagesstollenfeldort entsendet wurde, hat durch die Übungsleitung (heimlich) den Auftrag bekommen sich „häuslich“ einzurichten und abzuwarten, wann die Einsatzleitung das Fehlen eines Trupps bemerkt. Als Szenario war hier der Eigenunfall eines Retters geplant, der je nach verfügbarem Personal zu einem Tragentransport durch ein anspruchsvolle Engstelle ausgeweitet werden könnte. Erfreulicherweise hat die Einsatzleitung den fehlenden Trupp schnell bemerkt und entsprechende Maßnahmen ergriffen. Der Trupp wurde daraufhin durch einen weiteren Trupp gesucht und mit einer Köchelverletzung eines Retters gegen 13:10 Uhr aufgefunden. Da mittlerweile alle Übungsteilnehmer einen Aufgabe hatten, viel der mögliche Tragentransport aus dem Feldort allerdings aus und der verletze Höhlenretter konnte mit Unterstützung selber ausfahren.
Gegen 13:25 Uhr wurde der als verletz gemeldete Arbeiter mit einer Oberschenkelverletzung vom Suchtrupp in einer Tiefe von ca. 111 m unter Rasenhängebank, auf Höhe des Grünhirschler Stollens gefunden.
Nach einer Erstversorgung des Verletzten wurde die Rettung mittels untertagetauglicher Rettungstragen organisiert und ein Notarzt seilte sich zum Patienten ab. Mit Hilfe der aufgebauten DSL Verbindung war es möglich, Lifevideos per Skype von der Erstversorgung und dem Verletzungsbild sowie dem Patiententransport in die Einsatzleitung zu übertragen.
Nach dem Ausbau aller Schächte konnte um 15:40 Uhr damit begonnen werden den Patienten zu transportieren. Gegen 16:00 Uhr begann der vertikale Patiententransport im Schacht (Absinken 4). Um 16:50 Uhr meldeten die untertägig eingesetzten Rettungskräfte, dass der Patient im Schacht 2 (Absinken 2) aufgeseilt wird.
Gegen 17:30 Uhr erreichte der Patient den Schacht 1 (Absinken 1). Um 17:42 Uhr ist es geschafft, der Patient hat das Mundloch und das Tageslicht nach 9,5 Stunden Rettungszeit wohlbehalten wieder erreicht.
Gegen19:30 Uhr war die Übung beendet.
Ein Herzlicher Dank geht an die zum Teil von weither angereisten Höhlenrettungen, sowie das Team vom Lehrbergwerk Grube Roter Bär. Ohne die Unterstützung der vielen Ehrenamtlichen Helfer, wäre die Übung in dieser Form nicht möglich gewesen.
Ein besonderer Dank geht an die Harzenergie, die Harzwasserwerke und den Förderverein Grube Roter Bär, die die Übung finanziell Unterstütz haben.

Kirchlicher Segen für neue Höhlenrettungswache in Mitterfelden

Einweihungsfeier mit befreundeten Einsatz-Organisationen und Gemeinde-Vertretern: Peter Hogger übergibt das Amt des Höhlenrettungschefs an seinen Stellvertreter Rudi Hiebl

AINRING/MITTERFELDEN (ml) – Die Geschichte begann, als 2011 der neue, wuchtige Materialanhänger für die Höhlenrettung an die Bergwacht ausgeliefert wurde und das Freilassinger BRK-Haus endgültig aus allen Nähten platzte. Vier Jahre und hunderte ehrenamtliche Arbeitsstunden später konnte die Bergwacht Freilassing nun im Mitterfeldener Feuerwehrhaus ihre in Eigenregie und mit vielen Sach- und Geldspenden ausgebaute Höhlenrettungswache den befreundeten Einsatz-Organisationen und geladenen Vertretern der Gemeinden präsentieren. Pfarrer Werner Buckel und sein katholischer Kollege Hans-Hermann Holm-elin spendeten den Rettern, ihrer Ausrüstung und ihrer neuen Wache den kirchlichen Segen. Mit Bürgermeister Hans Eschlberger hatten Bereitschaftsleiter Siegfried Fritsch und sein Team einen echten Partner gefunden, der die Ansiedlung der Höhlenrettungswache in der Industriestraße neben Technischem Hilfswerk (THW), BRK-Bereitschaft und Feuerwehr als eine große Bereicherung für seine Gemeinde Ainring unterstützt und den Ehrenamtlichen dauerhaft eine praxistaugliche Basis für ihre schwierigen Übungen und Einsätze in der alpinen Unterwelt arrangiert hatte. Höhlenrettungschef Peter Hogger übergab am Ende seiner Festrede sein zeitintensives Amt nach acht Jahren an seinen bisherigen Stellvertreter Rudi Hiebl, bleibt der Gruppe aber weiterhin als aktive Einsatzkraft erhalten.

Großeinsätze kamen dazwischen: Verspätete Einweihung
Die neue Wache ist bereits seit vergangenem Jahr in Betrieb und hätte eigentlich bereits im Herbst 2014 passend zum 90-jährigen Bestehen der Bergwacht Freilassing eingeweiht werden sollen. „Dann kamen uns aber die beiden Mega-Einsätze im Untersberg-Riesending und in der Jack-Daniels-Höhle im Tennengebirge und die viele Arbeit danach dazwischen“, erklärt Bereitschaftsleiter Siegi Fritsch. Die Halle im ehemaligen Supermarkt wurde in der Zwischenzeit Stück für Stück weiter ausgebaut: Ein von der Bergwacht neu eingebautes Rolltor führt in den Raum auf der Rückseite des Feuerwehrhauses, wo eine gemütliche, leicht beheizbare Almhütte für Nachbesprechungen neben Material-Regalen und dem ausgebauten Höhlenrettungsanhänger steht; an der Wand sind Waschbecken und Badewanne für Reinigungsarbeiten montiert, denn nach ihren Ausflügen in die Unterwelt sind die Höhlenretter fast immer von einer dicken Dreckschicht überzogen, die die Farben ihrer Schlatze meist nur noch erahnen lässt.

Gesegnete Kerze für tödlich verunglückte Höhlenretterin
Pfarrer Werner Buckel und sein katholischer Amtskollege Hans-Hermann Holm-elin sprachen in ihrer Predigt von den Bergen als Hürden im Leben und in der Bibel, wo sie auch immer in Zusammenhang mit einer Gotteserfahrung stehen: „Die Gipfelkreuze auf den Bergen sind das Kreuz Jesu, das unser Kreuz hält, damit wir nicht daran zerbrechen. Gott braucht uns, damit wir den Menschen helfen, als Bergwacht und Höhlenrettung – doch die Arbeit ist auch oft lebensgefährlich!“ Umso tragischer ist es, wenn den eigenen Kameraden etwas passiert: Bereitschaftsleiter Siegi Fritsch entzündete eine gesegnete Kerze für die heuer am 7. Juli durch einen Steinschlag in einer bisher namenlosen Höhle im Untersberg tödlich verletzte 45-jährige Forscherin und Höhlenretterin aus Salzburg, die noch ein Jahr zuvor im selben Berg an vorderster Front an der zwölftägigen Rettungsaktion im Riesending beteiligt war. „Wir segnen neben dem Gebäude und der Ausrüstung heute vor allem die Menschen, damit sie in Zukunft bei dieser wichtigen Arbeit nicht zerbrechen, beschützt sind und immer wieder gesund von ihren Übungen und Einsätzen zurückommen“, betonte Buckel.

Straße der Hilfsbereitschaft ist nun vollendet
Da die alpinen Gefahren des Högls eher wenig ausgeprägt sind, hätte Bürgermeister Hans Eschlberger bis vor kurzem nie daran gedacht, dass Ainring jemals ein Bergwacht-Standort werden könnte. Doch der Raum im neuen Mitterfeldener Feuerwehrhaus war für die Anforderungen der Höhlenretter ideal und der Bürgermeister setzte sich persönlich dafür ein, der Bergwacht in der Industriestraße als Straße der Hilfsbereitschaft, des Ehrenamts und der aktiven Bürgergesellschaft eine Basis für ihre Übungen und Einsätze in der Unterwelt zu ermöglichen. Eschlberger macht dabei keinen Hehl daraus, wie sehr ihn die Ansiedlung persönlich freut und wie er sie als große Bereicherung für seine Gemeinde Ainring empfindet: „Ohne den Einsatz unserer Ehrenamtler wäre unsere Gesellschaft arm dran, das wissen wir alle. Deshalb war es für mich nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern eine ehrliche Freude, dass wir als Gemeinde mit Zustimmung unseres Gemeinderats in diesem Gebäude das Fundament schaffen konnten für eine neue Heimat der Höhlenrettungsgruppe der Bergwacht-Region Chiemgau. Wir sind stolz darauf, den Höhlenrettern ein dauerhaftes, sicheres und zukunftsfähiges Quartier bieten zu können!“ Das Projekt war laut Eschlberger eine Verkettung vieler glücklicher Umstände: Dass die Gemeinde die Halle überhaupt kaufen konnte, dass aus dem Supermarkt eine Feuerwache gestaltet werden konnte, dass noch Platzreserven für die Bergwacht vorhanden waren und dass die Bergwacht mit viel Hirnschmalz, Muskelkraft, Fleiß und Ausdauer dann daraus eine Rettungswache bauen konnte. Stellvertretend für seine ebenfalls anwesenden Amtskollegen Gottfried Schacherbauer aus Freilassing und Thomas Weber aus Bischofswiesen wünschte er der Freilassinger Bergwacht immer genügend begeisterungs- und teamfähigen Nachwuchs und geeignete Menschen, die sich für das Spezialgebiet der Höhlenrettung ausbilden lassen und dann auch bereit sind, ihre eigene Gesundheit für die Rettung anderer Menschen einzusetzen.

Peter Hogger übergibt den Tropfstein-Zepter an Rudi Hiebl
Für einige Gäste überraschend, doch ohne jeden Unmut übergab der Regionalbeauftragte und Leiter der Höhlenrettung in Freilassing Peter Hogger am Ende seiner Festrede nach acht Jahren sein zeitintensives Amt an seinen bisherigen Stellvertreter Rudi Hiebl, dem er symbolisch als „Zepter der Macht“ einen abgebrochenen Tropfstein überreichte. Hogger berichtete den Gästen und Mitgliedern von den im Sommer 2007 über den mittlerweile verstorbenen Dr. Hubert Glässner eingeleiteten ersten Gehversuchen in Richtung Höhlenrettung, vom 2009 als neue Höhlenrettungswache erworbenen Status einer Bergrettungswache, vom stetigen Wachstum durch Erfahrung, Fortbildung und neue Ausrüstung, von den großen Rettungsaktionen und der Vollendung der neuen Rettungswache.

Am 28. August 2013 erfolgte die Alarmierung zum ersten scharfen Einsatz in der Lamprechtshöhle bei Lofer, 2014 dann die beiden großen Rettungsaktionen im Untersberg und im Tennengebirge. 2015 waren nach umfangreichen Spenden und staatlichen Zuschüssen alle einsatzbedingte Materialverluste der Bergwacht-Spezialeinheit wieder ergänzt. Rudi Hiebl hatte sich die Mühe gemacht und alle wichtigen Meilensteile der bisherigen, kurzen, aber oft sehr intensiven und ereignisreichen Freilassinger Höhlenrettungsgeschichte in einer eigenen bebilderten Festschrift zusammengefasst, die nun mit einer Auflage von 500 Stück gedruckt wurde. Hogger dankte seinen Freilassinger Höhlenrettern, den Legionären aus Berchtesgaden, Bergen und Marquartstein, allen befreundeten Organisationen, Gönnern und Sponsoren für die stets gute Zusammenarbeit und ihren Beitrag bei der Verwirklichung der Rettungswache: „In zahllosen Tag- und Nachteinsätzen waren unsere Leute mit Ideenreichtum und Fleiß am Werk – das Ergebnis kann sich sehen lassen!“

Wenn sie ihn nicht holen, dann holt ihn niemand
Die Rettung von Johann Westhauser dauerte zwölf Tage; sie war die längste Aktion in der alpinen Rettungsgeschichte. Beeindruckend las Hogger den Inhalt einer E-Mail an seine Leute vor, die er wie in einer düsteren Vorahnung auf den Riesending-Einsatz am 27. Mai 2014 um 3.47 Uhr, zwei Wochen vor dem Unfall, verschickt hatte: „Auch der Spaßfaktor ist ein tragendes Element bei der Sache, dennoch ist es keine Spaßveranstaltung. Es geht darum, gemeinsam was zu machen und sich gegenseitig besser kennenzulernen. Denn bei einem Rettungseinsatz werden diese Leute tief drinnen in der Höhle, bei Dunkelheit, Kälte, Nässe und Dreck, so lange rackern wie die Tiere, bis der Verletzte am Höhlenausgang ist. Wenn sie ihn nicht holen, dann holt ihn niemand. Das ist es, was wir brauchen!“

Lob und Anerkennung von Gästen aus Nah und Fern
In Grußworten und im persönlichen Gespräch dankten die geladenen Gäste der Gemeinden, der Bergwacht, der Höhlenrettung, der Bundeswehr, der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks (THW), der BRK-Bereitschaft, des Deutschen Alpenvereins (DAV) und der Kreisverkehrswacht den Ehrenamtlichen der Bergwacht Freilassing für ihr außergewöhnliches Engagement als Höhlenrettungswache der Bergwacht-Region Chiemgau. „Angesichts dessen, was Ihr immer wieder leistet, haben wir im Landkreis fast schon ein wenig Bedenken, dass wir das Ehrenamt überfordern. Wenn Ihr uns braucht, könnt Ihr Euch auf jeden Fall an uns wenden, denn ihr helft auch uns“, lobte Landrat-Stellvertreter Rudi Schaupp mit großer Wertschätzung und erinnerte an die Berchtesgadener Landesstiftung, die die heimischen Bergwachten immer wieder großzügig fördert. Nils Bräunig, der Sprecher des Höhlenrettungsverbunds Deutschland (HRVD) und Referent für Höhlenrettung des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher (VdHK), zugleich aktiver Bergwachtmann und Höhlenretter, sprach Peter Hogger und seinem Team neidlose Anerkennung aus: „ Ihr habt innerhalb sehr kurzer Zeit eine schlagkräftige Gruppe aufgebaut und seid zu einer wichtigen Stütze der deutschen Höhlenrettung geworden!“ Die stellvertretende Landesleiterin der Salzburger Höhlenrettung, Monika Feichtner lobte die gute Zusammenarbeit und Kameradschaft. Die Höhlenrettungsgruppe Freilassing arbeitet seit ihren ersten Gehversuchen Hand in Hand grenzüberschreitend mit den österreichischen Kollegen zusammen. „Es ist ein gutes und beruhigendes Gefühl, Euch als Partner zu haben!“ Dem stimmte auch der Reichenhaller Bergwacht-Bereitschaftsleiter Nik Burger zu, dankte für die gute Zusammenarbeit im Einsatzleitbereich Saalachtal und überreichte eine Finanzspritze der Reichenhaller Kameraden; „Räumlich rücken wir mit Eurem neuen Standort wieder ein gutes Stück näher zusammen!“ Artur Hofmann, der Höhlenbeauftragte der Bergwacht im Hochland und Chef der nächstgelegenen bayerischen Höhlenrettungswache in Rosenheim, zeigte sich beeindruckt von der neuen Unterkunft, aber vor allem auch von der Leistungsfähigkeit der Freilassinger: „Ihr habt unsere Erwartung weit übertroffen; wir hätten nie gedacht, dass so weit im Südosten eine so starke Wache aufblühen wird.“

Verfasser: Markus Leitner