Erste nationale Höhlenrettungsübung nach der Corona-Zwangspause
Es ist Freitag, der 08.09.2023 als sich im Laufe des frühen Morgens die Alarmmelder bei den deutschen Höhlenrettungs-Gruppen melden oder die Alarm-App zu einer 3-tägigen Einsatzübung ruft.
Es geht nach Ruhpolding, dort befindet sich das Feldlager der Einsatzkräfte. Diese kommen zum Teil nach mehr als 7-stündiger Fahrt im Quartier am Labenbachhof an. Nach Registratur, gemeinsamem Abendessen, Kennenlernen, Einweisung in die Übungslage und Einteilung der Kräfte muss natürlich das eine oder andere Wiedersehensbier getrunken werden; schließlich trifft man sich alle zwei Jahre zur deutschlandweiten Rettungsübung. Dieses Mal sind ca. 100 Höhlenretter aus 7 Bundesländern und aus Österreich zusammengekommen.
Am Samstag geht es nach einem Katzenfrühstück um 6:50 in den Bereitstellungsraum auf dem Parkplatz der Predigtstuhlbahn nahe des Müllernbergs am Saalachsee. Dort erfolgt die Ausgabe des Einsatzbefehles. Die verschiedenen Einsatzgruppen (jeweils aus Höhlenretter*innen der verschiedenen Einheiten zusammengesetzt) werden zum Einsatz abgerufen und mit Fahrzeugen der Bergwacht zur Einsatzstelle gebracht.
In 3 Höhlen (Adventhöhle, Pfingsthöhle und Teufelshöhle an der Ostseite des Müllernberges) sind Höhlengeher vermisst bzw. verletzt und benötigen Hilfe, so die angenommene Übungslage. Die Vortrupps müssen als erstes einen Aufstieg von ca. 150 Höhenmetern in einem trockenen Bachbett bewältigen, bevor sie in die Höhlen vordringen können, um die Verletzten zu finden und Erste Hilfe zu leisten und die notärztliche Versorgung durchzuführen.
Die nachfolgenden Kommunikationstrupps müssen Heultelefon-Verbindungen aufbauen und auch das Textsystem CaveLink kommt zum Einsatz. Die Einbau-Trupps haben die Aufgabe, die technischen Einbauten (Seileinbau, Verankerungsbau, Flaschenzüge etc.) herzustellen, während die Verunfallten von Ärzten und Sanitätern der Höhlenrettung versorgt und deren Transportfähigkeit hergestellt wird.
Nach erfolgreicher Rettung aus den Höhlen genesen die Patienten schlagartig und freuen sich auf die Nachbereitung des Einsatzes, das gemeinsame Grillen und das eine oder andere gemeinsame Getränk.
Dank der professionellen Vorbereitung durch Höhlenretter der Bergwacht war die Übung ein voller Erfolg. Die Bergwacht bildete die Klammer um die eingesetzten Höhlenrettungseinheiten. Ihr oblag neben der Steuerung der gesamten Logistik auch die Leitung des Übungseinsatzes, was dank modernster EDV-Technik gut funktionierte.
Alles in allem eine äußerst gelungene Übung. Die Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg funktionierte problemlos. Der fachliche Austausch war intensiv, auch der Spaß an der Sache kam nicht zu kurz. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die deutsche Höhlenrettung gut aufgestellt ist.
Unser Dank gilt insbesondere den Organisatoren (Guido Fick, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Freilassing und Hubert Mayer, Leiter der Höhlenrettungswache bergwacht Freilassing) sowie allen Mitwirkenden und den Unterstützenden ohne die diese Übung nicht durchführbar gewesen wäre.
Autor: Stephan Kaspercyk (HR Hessen/Rheinlandpfalz e.V.), Nils Bräunig (HRVD)