Einsatz in Loch bei Königstein

Jugendlicher stundenlang in Höhle eingeklemmt

Loch/Königstein (Opf.) – Spezialkräfte der Höhlenrettung Nordbayern befreiten einen 15-jährigen Eingeklemmten aus der „Höhle in Loch“ in einer aufwändigen, mehrstündigen Rettungsaktion. Über 80 Einsatzkräfte arbeiteten Hand in Hand um den Jugendlichen schnellstmöglich zu retten. Er wurde nahezu unverletzt zur Kontrolle vom Rettungsdienst ins Krankenhaus verbracht.

So abenteuerlich hatte sich ein Jugendlicher 15-jähriger aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach den Höhlenausflug mit seinen Kameraden des Christlichen Vereins Junger Männer sicherlich nicht vorgestellt.

Die Gruppe von 13 jungen Leuten, inklusive 3 Betreuern, betrat den Felsenkeller mit anschließendem Höhlensystem bei Loch nahe Königstein (Opf.) gegen 15:00 Uhr. Sie wollten nach ca. 15 Minuten Gehzeit einen abwärtsführenden Trichter begehen, als ein 15-jähriger sich mit dem linken Fuß in einer trichterförmigen Felsspalte verklemmte. Weder seine Begleiter, noch er selbst konnten ihn aus dieser misslichen Lage befreien. Einer der Begleiter verständigte daraufhin die Rettungsleitstelle. Diese alarmierte dann den zuständigen Einsatzleiter der Bergwacht. Aufgrund des Meldebildes entschied sich der Einsatzleiter bereits während der Anfahrt die Spezialkräfte der Höhlenrettung Nordbayern alarmieren zu lassen. Gegen 17:15 Uhr wurden die Höhlenrettungswachen der Bergwacht Lauf, Bamberg und Bayreuth sowie die Höhlengruppe der Feuerwehr Hersbruck alarmiert.

An der Einsatzstelle angekommen wurden die ersteintreffenden Spezialkräfte aus Lauf und Hersbruck in die Lage eingewiesen. Es wurde entschieden, in einer Stoßtrupptaktik vorzugehen. Am Höhleneingang wurde eine Registratur aufgebaut. Es machte sich ein erster Trupp samt Höhlenarzt auf dem Weg zum bereits durch Kräfte der Bergwacht betreuten Patienten. Dabei wurden bereits leichtes Material zur Wärmeerhaltung und Gesteinsbearbeitung mitgenommen.

Das erste Drittel des betroffenen Höhlenteils war einem Felsenkeller ähnlich begehbar. Nach einer Engstelle war das Weiterkommen auf lehmig-schlammigem Boden nur noch auf allen Vieren, teils flach auf dem Boden liegend, möglich. Die erste Gruppe erreichte die Unglücksstelle nach etwa 20 Minuten. Nach und nach trafen weitere Spezialistenteams mit Sonderausrüstung für Höhlenrettung an der Einsatzstelle an.

Die bestehende Kommunikation mittels Funktechnik wurde durch ein sogenanntes „Höhlofon“ ergänzt. Somit bestand auch drahtgebundene Kommunikation von der Einsatzleitung über das eingerichtete Basislager hin zum Patienten. Zeitgleich wurde mit Mitteln der hinzu alarmierten Feuerwehr Königstein eine Stromversorgung für einen Flutlichtscheinwerfer für Licht und Wärme in der Nähe des Patienten vorgenommen.

Schon bei der Ersterkundung wurde durch die Fachkräfte für Höhlenrettung sowohl das Herankommen an den Patienten – welcher sich in einer trichterförmigen Felsspalte befand – wie auch das Arbeiten um den Patienten als sehr aufwändig eingeschätzt. Die Rettung mit mehreren Kräften nebeneinander war durch die beengten Platzverhältnisse nicht möglich. Noch während des Checks durch den Arzt forderte das Team am Patienten deshalb weitere Spezialausrüstung für Wärmeerhaltung, Gesteinsbearbeitung und Rettung nach. Über 20 fertig ausgerüstete Höhlenretter standen inzwischen bereit und wurden nach und nach für Materialtransport zum Basislager und zur Erweiterung einer Engstelle als Vorbereitungsmaßnahme eines evtl. Tragentransports in das Felsmassiv geschickt.

Auf dem Parkplatz des Bauernhofes hatten sich inzwischen immer mehr verschiedene Rettungseinheiten eingefunden. Ständiger Kontakt zwischen Rettungsteam und Einsatzleiter und dessen Absprachen mit allen beteiligten Einheiten sorgten für einen zielorientierten Einsatzablauf. Die Gesamteinsatzleitung hatte für alle Eventualitäten gesorgt. Ein weiterer Notarzt stand als Ablösung bereit, die Feuerwehr Königstein hatte die Stromversorgung übernommen und stand weiterhin mit Ihrem Hilfeleistungslöschfahrzeug mit weiterem technischem Gerät parat. Ein Funkführungsfahrzeug des BRK (UG-SanEL) hielt die Kommunikationsmittel für Kontakte zur Leitstelle und weitere Verständigungen bereit, die Polizei übernahm durch ihren Einsatzleiter die Betreuung des anwesenden Kamerateams und der Fotografen der Printmedien, ein Kriseninterventionsteam stand für die psychologische Betreuung bereit und die Verpflegung aller Einsatzkräfte war durch das BRK hervorragend organisiert und durchgeführt.

Erste Rettungsversuche mittels Rettungsschlingen des mittlerweile gut versorgten Jugendlichen scheiterten aufgrund der Gesteinsformationen und dem Schmerzempfinden des Patienten. Ein aufwändiger mehrstündiger Rettungseinsatz durch Abtragen des für die Einklemmung verursachten Gesteins wurde immer wahrscheinlicher. Als letzte Möglichkeit, die kräfte- und zeitraubende komplizierte Gesteinsbearbeitung zu umgehen, sah das Rettungsteam vor Ort, welches auch die überaus wichtige psychologische Betreuung des Patienten übernommen hatte, den Einbau eines etwas seitlich versetzten Flaschenzugs mit einer sog. Rettungswindel. Hierzu mussten verschiedenen Anker in den Fels gebohrt werden. Nur durch das Zusammenspiel zwischen Erfahrung im Bereich der Höhlenrettung und daraus resultierenden kleineren „Tricks“, der psychologischen Ermunterung zur Mitarbeit des entkräfteten, inzwischen fast schon 4 Stunden lang eingeklemmten Jugendlichen, und der vorhandenen Technik gelang es eine schnellen Rettung durchzuführen.

Die vorbereitenden Abräumarbeiten an der Engstelle für einen liegenden Transport waren fast schon abgeschlossen als gegen 20:00 Uhr die Meldung kam: „Patient frei, wird von Notarzt vor Ort untersucht“. Wenige Minuten später dann die erfreuliche Meldung: „Patient nahezu unverletzt, ist gehfähig, kann aus eigenen Kräften den Rückweg antreten“.

Nach etwa einer halben Stunde Rückweg erreichte das Rettungsteam, Notarzt und Patient den Eingangsbereich des Felsenkellers wo ihn seine erleichterten Eltern schon erwarteten. Nach einem erweiterten medizinischen Check durch die beiden Ärzte konnte der 15-jährige an den Rettungsdienst übergeben werden und für vorsorgliche Untersuchungen ins Klinikum transportiert werden.

Nach dem Entschlammen der Retter und der Verpflegungseinnahme fand noch eine Einsatzbesprechung der Einheitsführer statt. Nicht als Phrase sondern als mehrfach ausgesprochenes Lob von allen Beteiligten Organisationsleiter war die kameradschaftlich, lockere, fachlich orientierte, zielführende Zusammenarbeit in allen Bereichen. Zitat: „Etzatla trau i mi a amol in a Höhln, etzt wo i waas dass dou so a Truppn kummt wemma wos passiert“.

Bericht der Bergwacht Bayern
Autor: Kay Marienfeld
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Fotos © Bergwacht Lauf:

Fotos © Denis Lieb:

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